Die Wissenschaft hinter Breathwork – So beeinflusst der Atem deinen Körper

Die Wissenschaft hinter Breathwork

‚Breathwork? Das ist doch auch nur wieder so ein neumoderner Quatsch!

Ich stehe neben einem Camperbus auf La Palma und bin im Gespräch mit dessen Besitzerin vertieft. Wir reden über dies und das und natürlich kommt irgendwann die Frage auf, was ich beruflich mache.

Breathwork hat sie schon mal gehört.

Hey, das ist schon mal nicht selbstverständlich. Oft darf ich erstmal erklären, was Breathwork überhaupt ist. Aber als neumoderner Quatsch wurde meine Arbeit als Breathwork Teacher auch noch nicht betitelt.

Als ich dann mit dem wissenschaftlichen Hintergrund daher kam und meinem Gegenüber genau erklären konnte, was da auf der körperlicher Ebene alles passiert, wurde sie stiller und stiller.

Jaaa, Breathwork wird gern mal in eine „spirituelle Schublade“ gesteckt, dabei hat es einen fundierten wissenschaftlichen Grundstein, auf die sich die Wirkungen stützen. Und es werden immer mehr Studien, die sich mit der Theamtik beschäftigen.

Grund genug für mich, dir einmal die wissenschaftliche Seite von Breathwork näher zu bringen.
Die Seite, die dich verstehen lässt, was eigentlich auf der körperlichen Ebene passiert. Denn, wenn du ähnlich tickst wie ich, dann braucht dein Verstand vielleicht Erklärungen für das, was Breathwork alles so kann.

Let’s gooo:

Atem und das Nervensystem

Wenn du bereits mehrere Artikel von mir gelesen hast, dann ist dieser Punkt nichts wirklich Neues für dich. Denn ich wiederhole immer wieder, wie dein Atem mit dem Nervensystem verwoben ist.

Dein vegetatives Nervensystem steuert lebenswichtige Prozesse wie Herzschlag, Verdauung und Blutdruck. Ohne dein bewusstes Zutun.

Es besteht aus zwei Hauptteilen:

  • dem Sympathikus, der uns in Alarmbereitschaft versetzt („Kampf oder Flucht“)
  • und dem Parasympathikus, der für Ruhe und Regeneration verantwortlich ist und dir das Gefühl gibt: Ich bin sicher.

Dein Atem ist die einzige Körperfunktion, die sowohl unwillkürlich als auch willentlich gesteuert werden kann. Und genau hier liegt seine enorme Macht: Indem du ganz bewusst atmest, kannst du direkten Einfluss auf dein Nervensystem nehmen. Das ist krass, oder?

Zum Beispiel aktiviert eine schnelle, flache Atmung deinen Sympathikus. Stresshormone werden ausgeschüttet, dein Körper geht in Spannung und Alarmbereitschaft.

Langsame, tiefe Atemzüge hingegen stimulieren deinen Parasympathikus. Dein Herzschlag und Blutdruck sinken und dein Körper entspannt sich. Heilungsprozesse werden aktiviert.

Dein Atem ist also ein Schlüsselinstrument, um Stress zu regulieren, Emotionen zu beruhigen und dein gesamtes System in Balance zu bringen.

Alleine dieser Fakt ist so spannend. Was wir alleine durch dieses Wissen alles positiv beeinflussen können. Im Alltag. Im Beruf. Für unsere Gesundheit. Für uns selbst.

Atem und das Herz-Kreislauf-System

Auch dein Herz und dein Atem sind eng miteinander verbunden.
Jeder bewusste Atemzug, den du nimmst, beeinflusst unmittelbar deine Herzaktivität und die Beschaffenheit deine Blutgefäße.

Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist die Herzfrequenzvariabilität (HRV). Sie beschreibt die feinen Schwankungen der Zeitintervalle zwischen zwei Herzschlägen.

Dabei zeigt eine hohe HRV, dass dein Nervensystem flexibel und anpassungsfähig ist. Das ist ein Zeichen für Gesundheit und Vitalität. Es gibt Studien, die zeigen, dass langsames und bewusstes Atmen die HRV deutlich steigern kann.

Und auch dein Blutdruck profitiert:
Eine tiefe Atmung entspannt die Gefäße, reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und kann helfen, Bluthochdruck auf natürliche Weise zu senken.

Bewusstes Atmen ist damit eine direkte Brücke zu einem gesunden Herzen und einem entspannten Kreislaufsystem.

Atem und der Stoffwechsel

Dein gesamter Stoffwechsel ist auf eine ausreichende Sauerstoffzufuhr angewiesen.
In den Zellen findet die sogenannte Zellatmung statt. Das ist ein Prozess, bei dem Sauerstoff in Energie (ATP) umgewandelt wird.

Eine flache, eingeschränkte Atmung kann die Sauerstoffversorgung der Zellen beeinträchtigen. Die Folgen reichen von Müdigkeit und Konzentrationsproblemen bis hin zu chronischen Erkrankungen.

Außerdem beeinflusst dein Atem den Säure-Basen-Haushalt deines Körpers. Atmest du zu schnell oder zu intensiv (z.B. bei Stress oder Angst), sinkt der Kohlendioxidspiegel im Blut. Das verschiebt den pH-Wert in Richtung Alkalose, was Symptome wie Schwindel, Muskelkrämpfe oder Unruhe hervorrufen kann.

Eine ruhige und ausgeglichene Atmung hält deinen Stoffwechsel stabil, unterstützt die Energieproduktion und sorgt für ein gesundes inneres Milieu.

Atem und das Immunsystem

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Unser Atem beeinflusst direkt unser Immunsystem.

Tiefe, bewusste Atemzüge können entzündungshemmende Prozesse aktivieren. Über die Stimulation des Vagusnervs wird die Ausschüttung von entzündungshemmenden Botenstoffen gefördert. Auch die Aktivität bestimmter Immunzellen kann durch gezielte Atemarbeit gesteigert werden.

So zeigt sich, dass Menschen, die regelmäßig bewusst atmen, nicht nur seltener krank werden, sondern auch schneller genesen.

Atem ist damit ein kraftvoller Verbündeter für ein starkes Immunsystem und eine gesunde Widerstandskraft gegenüber äußeren Belastungen.

Atem und das Gehirn

Dein Gehirn macht nur ca 2% deines Körpergewichts aus und verbraucht dabei rund 20 Prozent deines gesamten Sauerstoffs! Schon leichte Abweichungen in der Sauerstoffzufuhr können sowohl deine kognitive Leistungsfähigkeit als auch dein emotionales Befinden beeinflussen.

Ein bewusst regulierter Atemfluss verbessert deine Sauerstoffversorgung im Gehirn, die Aktivität emotionaler Zentren wie Amygdala und Hippocampus und die Produktion von Neurotransmittern, die für Stimmung, Antrieb und innere Balance verantwortlich sind.

Zudem beeinflusst der Atem die Frequenz deiner Gehirnwellen. Langsame und gleichmäßige Atemzüge können deinen Geist in einen entspannten Alphawellen-Zustand führen. In diesem Zustand hast du leichter Zugang zu deiner Kreativität, mehr Fokus und innerer Ruhe.

Atem und die Muskulatur

Auch deine Muskulatur profitiert direkt von einem bewussten Atem.

Das Zwerchfell, dein wichtigster Atemmuskel, spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität des Rumpfes. Eine eingeschränkte Atemmechanik (wie eine reine Brustatmung) kann zu Haltungsschwächen, Verspannungen und Rückenschmerzen führen.

Gleichzeitig sorgt eine optimale Sauerstoffversorgung der Muskeln für eine bessere Leistung und schnellere Regeneration.
Tiefes und rhythmisches Atmen hilft, den Muskeltonus zu regulieren, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu erhöhen.

Eine bewusste Atemführung unterstützt somit nicht nur die Entspannung, sondern auch deine körperliche Leistungsfähigkeit.

Bohr-Effekt und CO₂-Toleranz

Der Bohr-Effekt: Kohlendioxid als Schlüssel für Sauerstofffreisetzung

Ein faszinierendes Phänomen im menschlichen Körper ist der sogenannte Bohr-Effekt:
Er beschreibt, dass ein hoher CO₂-Spiegel im Blut dazu führt, dass Sauerstoff leichter von den roten Blutkörperchen freigesetzt und an die Körperzellen abgegeben wird.

Das bedeutet: Nicht nur Sauerstoff selbst ist entscheidend, sondern auch Kohlendioxid spielt eine zentrale Rolle für eine optimale Sauerstoffversorgung.

Bei Überatmung sinkt der CO₂-Spiegel zu stark ab. Die Folge: Sauerstoff bleibt fester an die roten Blutkörperchen gebunden und erreicht die Zellen weniger gut, trotz eigentlich ausreichender Sauerstoffsättigung im Blut.

Symptome wie Schwindel, Konzentrationsstörungen oder ein Gefühl von Atemnot können daraus resultieren.

Ein bewusster, sanfter Atemfluss stellt sicher, dass der CO₂-Spiegel im Gleichgewicht bleibt und der Sauerstoff genau dort ankommt, wo er gebraucht wird: in den Zellen.

CO₂-Toleranz: Deine innere Widerstandskraft stärken

Die CO₂-Toleranz beschreibt, wie gut dein Körper mit ansteigendem Kohlendioxid umgehen kann, ohne in Stress oder Panik zu verfallen.

  • Eine hohe CO₂-Toleranz bedeutet: Ruhe, Ausdauer, bessere Stressresistenz und emotionale Stabilität.
  • Eine niedrige CO₂-Toleranz führt schneller zu Atemnot, Unruhe, Ängsten oder körperlicher Erschöpfung.

Atemtechniken, die bewusst Atempausen integrieren oder die Ausatmung verlängern, helfen, die CO₂-Toleranz zu erhöhen – und damit Körper und Geist widerstandsfähiger zu machen.

Die Wissenschaft hinter Breathwork: Mein Fazit

Dieser Artikel ließe sich natürlich noch fortsetzen und vor allem noch viel mehr in die Tiefe gehen. Mir ging es aber vordergründig darum, dir einmal einen gut verständlichen Einblick in die physiologhioscgen Aspekte von Breathwork zu geben. Denn wenn man sich dieser Prozesse bewusst ist, dann kann man Breathwork nicht mehr als neumodernen Quatsch betiteln.

Ganz im Gegenteil: Dann ist es mehr als verwunderlich, dass in unserer Gesellschaft das Bewusste Atmen so eine geringe (bis nicht vorhandene) Rolle spielt.

Und ich frage mich: Wie würde unsere Gesellschaft aussehen, wenn wir alle mehr bewusst atmen würden? Wenn wir uns der Atmung bewusst wären und sie ganz aktiv in unseren Alltag einbauen würden?

Denn unser Atem ist ein hochintelligentes Steuerungssystem, das jede Ebene unseres Körpers beeinflusst: Von der Zelle über das Herz und das Gehirn bis hin zum Immunsystem.

Und wenn du jetzt neugierig geworden bist, Breathwork einmal selbst zu erleben, dann atme einfach mal mit.
In meiner nächsten Atemreise. 🙂

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